Geliebt und gehasst, verraten und verkauft
Verfasst: Di 18. Sep 2007, 12:13
habe ich einen meiner treuen Buckligen.Rund ein Viertel unserer beiden Leben haben wir gemeinsam verbracht, sind zufällig fast gleichalt, sind durch dick und dünn gegangen, haben im Winter auf der Piste gemeinschaftlich gefroren und im Sommer in manchem Stau zusammen geschwitzt.Alles was er brauchte habe ich ihm zukommen lassen, er hat mich dafür bis auf eine Ausnahme immer nach Hause gebracht, in kritischen Situationen haben wir es gemeinsam immer geschafft, wenn auch schonmal durch volles Treten des mittleren Pedals, an Kaltverformungen vorbei zu rutschen. Wenn es spät wurde und es nicht anders ging war er auf Raststätten gleichzeitig meine Herberge und hat mich bewacht indem er die Türen fest verschlossen hielt und ich habe ihn nie wenn es nicht nötig war im Freien alleine gelassen, er hatte immer einen warmen Platz an meiner Seite.Als es ihm mal schlecht ging musste ich ihn am offenen Herzen reparieren, er hat es gut überstanden und mich dankbar noch ein paar Jahre hingebracht wohin ich auch immer wollte, er hat nie geklagt oder gemeckert. Auch bedankte er sich mit zurückhaltenden Trinksitten, war nie versoffen, war sparsam was seine Verschleissteile anging, wartete oft bis zum Frühjahr wenn ein freundlicher Teilehöckerer ein besonderes Angebot hatte und hat im Gegenzug auch immer die Sachverständigen bei der HU überrascht, die oft gesucht haben um etwas zu finden, aber mehr als ein halbes Jahrhundert scheint an ihm einfach abgeprallt zu sein.Letzte Woche haben wir beide uns unterhalten wenn man das so nennen kann, ich habe ihm einen Menschen vorgestellt bei dem er es mindestens genauso gut haben wird wie bei mir und dieser Mensch hat ihn zu Probe mitgenommen und geprüft.Sie haben, so glaube ich eine erste kleine Freundschaft geschlossen, sind sind gefahren und hatten beide Spass daran.Gestern war dieser Mensch wieder bei ihm und mir, aber dieser Mensch sprach von seinem Auto und kann es kaum erwarten das es bei ihm einzieht. Er versprach seine Unterkunft vorzubereiten um in ca. 2 Wochen einen Teil von mir abzuholen, ja, verdammt es wird immer deutlicher, es ist ein Teil von mir und es beginnt gerade weh zu tun.Wie konnte ich so verrückt sein meine Zustimmung zu geben.Nun sitze ich hier und versuche mir einzureden dass es besser so ist, für ihn, für mich und für diesen neuen Menschen. Ein komplettes Handbuch werde ich vorsichtshalber mitgeben, dann kann mein Buckliger besser zeigen falls irgendwo etwas weh tut und der Mensch kann besser helfen.Auch die gesammelten Teile gebe ich mit, besser ist das, weil der Bucklige sie gut kennt.Weit weg ziehen die beiden nicht und wollen mich immer wieder mal besuchen, ich weiss nicht ob das eine so gute Idee ist, schliesslich fühle ich mich gerade so als hätte ich meinen besten Freund verraten.Ob alles so richtig ist was ich gerade mache? Das werde ich, so glaube ich wohl nie erfahren, aber ich kann nicht mit mehreren Buckligen gleichzeitig fahren und auch ich werde älter. Ob dieser freundliche, manchmal störrische Bucklige dafür Verständnis hat? Selbst wenn wird es mir zeigen?Noch habe ich rund 14 Tage Zeit mich von dieser stoischen Elchkuh, dem wandernden Hinkelstein, diesem seltsamen Urquell schwedischer Automobilbaukunst zu verabschieden. Am Wochenende wollen wir beide noch ein wenig zusammensitzen, er mit ein paar Schluck Super und frischem Öl, ich mit ein paar Schluck Bernstein und wenn nötig einem Absacker zum vergessen.Ist alles nicht wichtig aber wenn man zusammen mehr als die Erde umrundet hat, wie oft auch immer, ist es ein verdammt tiefer Schnitt, aber auch der wird heilen, hoffen wir beide.Ich fahre(mit schlechtem Gefühl)freundlich grüssender ka