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" Original" - immer Wertwerhaltend ?

Verfasst: Mi 29. Aug 2001, 00:42
von Rainman
Hallo alle zusammen,ich habe einen Marcos EZ 02/1970. Laut Fahrgestellnummer ist er eines der ersten Fahrzeuge da Fa. Marcos mit Gitterrohrrahmen.Original wurde ein Ford 3.0 l Essex-Motor verbaut. Mein fahrzeug wurde ca 1985 "modernisiert" und auf Rover 3.5 l V8 umgebaut. Nach Classic Data (Kurzbewertung) ist dieser Umbau als wertsteigernd eingestuft. Ich dachte immer ein Auto sollte im originalen Zusatnd seien. Wenn ich jetzt das Fahrzeug wieder auf den ursprünglichen Motor umbaue, was ja auch Geld kostet, ist dann mein Fahrzeug weniger Wert ?Was ist mit der teilnahme an Rallys, schließlich ist der Motor erst 16 Jahre alt, und somit fehlen noch ein paar Jahre bis zum Oldi ?Bin auf eure meinungen gespannt.Frank

" Original" - immer Wertwerhaltend ?

Verfasst: Mi 29. Aug 2001, 00:55
von Meissner
Hallo,es kommt darauf an. Es kommt aber immer auch auf die Szene an. Und zwar die Szene des jeweiligen Fahrzeugtyps. Viele englische Nachkriegsautos sind ja mehr oder weniger, und ich meine das nicht abwertend, Bastelbuden oder gar Kit-Cars. Da ist ein Auto selten wie das andere und meistens ist es auch nur schwerlich nachzuvollziehen, was war jetzt wirklich original. Daher sind Szenenkenntnisse bei einer Bewertung enorm wichtig. Denn was in der einen Szene honoriert wird, dafür gibt's in der anderen Ohrfeigen.Bei Deiner Kurzbewertung, die ausschließlich der Einstufung des Versicherungswertes dient, ist es wertsteigernd.Diese Bewertung dient, und darf nicht, als Verkaufsgrundlage voran gestellt werden. Ein potenzieller Käufer hat sicher immer ganz indivieduelle Bewertungkriterien, was er in diesem Moment als auf- oder abwertend ansieht.Frank

" Original" - immer Wertwerhaltend ?

Verfasst: Mi 29. Aug 2001, 13:55
von Tripower
Hallo Frank,also, in der Corvette-Szene zählt nur die Originalität. Der über allem stehende Begriff heißt "numbers match" und bedeutet, daß sämtliche Seriennummern (Fahrgestell, Motor, Getriebe aber auch alle Nebenaggregate wie LiMa, Bremszylinder, Verteiler, etc. bis hin zu Schäuchen und Schrauben) nummernmäßig zueinander passen müssen. Das ist - wie man sich vorstellen kann - eine Wissenschaft für sich und es gibt extra Bücher, die sich nur mit den Seriennummern der einzelnen Bauteile befassen!Wahrscheinlich wird in anderen "Szenen" da nicht so ein Kult betrieben, aber ich denke, daß grundsätzlich die Originalität ein wertbildender Faktor bei einem Oldtimer ist. Schließlich besteht das Flair eines solchen Fahrzeugs ja (auch) darin, daß es ein Stück seiner Zeit repräsentiert - und das nicht nur äußerlich.Wenn es meiner wäre (der Marcos), dann würde ich wahrscheinlich auf den "originalen" Motor zurückbauen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, daß die Funktionsfähigkeit in genügendem Ausmaß erhalten bleibt (Standfestigkeit des Originalmotors). Letztendlich willst Du ja (wahrscheinlich) mit dem Auto fahren und was nutzt Dir da der Originalmotor, wenn das Auto damit nicht fährt ....Grüße aus dem TaunusTripower

" Original" - immer Wertwerhaltend ?

Verfasst: Mi 29. Aug 2001, 14:26
von Meissner
hallo,grundsätzlich geht der Trend schon in Richtung Origialität. Aber es gibt auch Szenen in der Szene, wo es nicht so eng gesehen wird. In Szenen von meistens Low-Budget Autos ist man idR. schon toleranter. Aber auch bei einigen teuren Fahrzeugen zB. Porsche wird niemand der Kopf abgerissen, wenn ein 356 B oder C im Origial 75 PS hatte, heute mit der 95 PS-Maschine ausgerüstet ist. Bei Pre-A Autos sieht die Welt schon wieder ander aus. In der Mercedes-Szene gibt's "falsche Motoren" die vorgenannten Ohrfeigen.Bei Vorkriegsfahrzeugen ist die Toleranz gen 0. Usw!Wir bei Classic Data haben das schon sehr genau im Auge. Ein stärkerer Motor kann also, muss aber nicht, wertsteigernd sein. Ebenso ein schwächerer. Bei anderen Veränderungen sieht die Welt schon wieder anders aus. Wir entscheiden im Einzelfall ganz individuell und problemorientiert. Aber wir sind immer offen für konstruktiver Kritik. Szenen können sich auch im Laufe der Zeit verändern. Wir sind auch ganz stark aus das Feedback aus der Szene angewiesen. Wir können nicht überall zur gleichen Zeit sein und sofort reagieren. Auch einzelne Veränderungen des Marktes müssen über einegewisse Zeit aufmerksam beobachtet werden. Jede erkenntnis muss gesichert sein. Jedes Gutachten und jede Kurzbewertung ist eine Urkunde die immer gerichtsfest sein muss.Die Bewertung hat dann aber nicht mit der Meinung des TÜV (H-Kennzeichen) oder mit der Auffassung von Veranstaltern zu tun.Frank

" Original" - immer Wertwerhaltend ?

Verfasst: Mi 29. Aug 2001, 14:45
von Versi
[QUOTE]Original erstellt von Tripower:Hallo Frank,also, in der Corvette-Szene zählt nur die Originalität. ........ Schließlich besteht das Flair eines solchen Fahrzeugs ja (auch) darin, daß es ein Stück seiner Zeit repräsentiert - und das nicht nur äußerlich.Genau das ist es ja. Bei einem Manta z.B. ist es nun mal ein Stück seiner Zeit, dass er möglichst noch prolliger umgerüstet wurde als er sowieso schon war. (Sorry Mantafans) und in der entsprechenden Scene ist halt ein Fahrzeug mit doppelten Heckflügel und flugzeugbreiten Reifen "mehr wert" als einschlichtes Original.Aber wie Frank schon sagte, letzendlich entscheidet jeder selbst was er mag und was es ihm wert ist. (mir ist die Corvette auch lieber als ein Manta daher ist die Vette so gesehen als wert(gefühl)steigernd anzusehen

" Original" - immer Wertwerhaltend ?

Verfasst: Mi 29. Aug 2001, 15:20
von Renault52
Frank,daß in der Vorkriegsszene die Toleranz gegenüber nicht originalen Fahrzeugen gegen "0" geht, ist zumindest in einem Teil dieser Szene wohl eine ziemlich verlogene Sache. Viele Vintage-Bentleys (vielleicht sogar die meisten) fahren heutzutage mit nicht originalen Karosserien, v.a. als sog. "Le Mans Replica" herum, ein erheblicher Teil der Mercedes SSK ist wohl ursprünglich mit langem Radstand auf die Welt gekommen, ganz zu schweigen von den beinahe schon mit Teilen aus dem Regal zusammengeschusterten "Riley-Specials". Besonders interessant sind dann die Geschichten, die mancher Besitzer über sein Fahrzeug zu berichten weiss. Natürlich bin ich für Toleranz, soll sich doch jeder dass bauen, was er will. Nur schießen wir uns damit dann irgendwann selbst ins Knie, wenn sich nämlich in der breiten Bevölkerung die Meinung bildet, solche Oldtimer seien eben oft nur Phantasieprodukte ihrer Besitzer. Das Argument, etwas für die Pflege technischen Kulturgutes zu tun, braucht man dann nicht mehr zu bringen. Wenn ich dann sehe, wie sogar ein rennomierter Hersteller (BMW) einfach zwei noch im Original existente und in Privatbesitz befindliche Unikate aus der Vorkriegszeit kurzerhand dupliziert (328 Touring Coupé und Bügelfalten-Roadster, selbstverständlich mit H-Kennzeichen !) und damit die Geschichte verbiegt, könnte ich kotzen. Viele GrüßeDietrichP.S. Die Repliken der Auto-Union-Rennwagen meine ich hier ausdrücklich nicht, da sie bisher stets ausdrücklich als Nachbauten bezeichnet wurden und die jeweiligen Originale ja nicht mehr existieren.

" Original" - immer Wertwerhaltend ?

Verfasst: Mi 29. Aug 2001, 15:30
von Nobbi
Hallo Leute,Frank hat zweifellos recht mit der differenzierten Betrachtungsweise hinsichtlich Farhzeugtyp und dementsprechender "Szene".Bei Fahrzeugen, die zu Ihrer Zeit schon beliebtes Objekt von allerlei Modifikationen waren (z.B. der angesprochene Opel Manta, aber auch BMW 02) ist man gemeinhin wesentlich toleranter, was Umbauten betrifft. Jedoch scheint auch hier der Trend vermehrt zur Originalitaet zu gehen.Langfristige Wertsteigerungen lassen sich aber wohl am ehesten mit Fahrzeugen erzielen, die noch weitestgehend ihrem Auslieferungszustand entsprechen.Nun ist aber die Frage nach dem "Wert" per se schon recht problematisch. Immerhin handelt es sich bei unseren Fahrzeugen nicht um fungible, boersengehandelte Gueter, sondern um jeweils individuell zu beurteilende Gegenstaende. Will heissen: jeder Wagen ist soviel "wert", wie jemand bereit ist, dafuer hinzulegen. Und da ist es eben ganz entscheidend, welche Prioritaeten der Kaeufer selbst hat. Mithin erscheint mir lediglich die Wahrscheinlichkeit, den gewuenschten Preis zu erzielen, bei einem originalen Fahrzeug hoeher als bei einem modifizierten. Der Einzelfall kann aber, wie gesagt, dann wieder anders aussehen.Zurueck zum konkreten Fall:Der Marcos ist nun ueber 30 Jahre alt, daher ein Kandidat fuer die H-Zulassung. Die duerfte mit einem erst 15 Jahre zurueckliegendem Motorumbau auf ein nicht originales Triebwerk kaum zu erreichen sein. also ein Kostennachteil. Die Zulassung zu historischen Veranstaltungen ist die naechste Huerde. Beides spraeche fuer eine Rueckruestung auf den Essex V6. Allerdings wuerde es mir persoenlich widerstreben, eine gut funktionierende Konstruktion wieder auseinanderzureissen, ohne technische Notwendigkeit.Waere es meiner, ich wuerde ihn erstmal so lassen, und in der Zwisschenzeit langsam die Teile fuer einen evtl. spaeter anstehenden Rueckbau zusammentragen. Waere sicher auch verkaufsfoerndernd, wenn man sagen koennte: auf Wunsch mit originaler Motorisierung. Dann hat der Kaeufer die Wahl...Gruesse

" Original" - immer Wertwerhaltend ?

Verfasst: Mi 29. Aug 2001, 16:05
von Rainman
Hallo Nobby,sicherlich ist Dein Standpunkt sehr interessant, aber ich muß Dich in zwei Punkten korrigieren : Der Marcos hat H-Zulassung ! Der Marcos fuhr mit meinen Vorbesitzer 1999 recht erfolgreich die Rosewelt-Klassik.Ich werde mir wohl einen original Motor besorgen und wenn ich schon mal dabei bin auch noch eine gesperrte Hinterachse - der V 8 hat eichfach zuviel Power.Ach ja, bezüglich Bastelbuden - stimmt die Marcose die ich bis jetzt sah, waren alle irgendwie anderes Frank[Diese Nachricht wurde von Rainman am 29. August 2001 editiert.]

" Original" - immer Wertwerhaltend ?

Verfasst: Mi 29. Aug 2001, 16:15
von Meissner
@ DietrichSorry, ich hatte die "Specials" aus England schlichtweg vergessen, als eine der wenigen Ausnahmen in der Vorkriegsszene zu nennen.Auch diese nachgebauten, umgebauten, "how ever-Autos" oder auch "Fakes" (SSK-Kopien)können mit Faktoren wie wertsteigernd oder wermindernd belegt werden, und somit immer ganz individuell bewertet werden. Auch für die schlimmsten Mutationen gibt es ein, wenn auch kleines und enges, Marktsegment.Die Frage ob nun Umrüstkosten für einen Motor berücksichtigt werden müssen, um am Tage X eine H-Abnahme zu bestehen oder nicht, stellt sich zum Zeitpunkt der Bewertung nicht. Was irgendwann mal gemacht werden müsste oder könnte ist reine Spekulation. Entscheidend ist der Zustand zum Bewertungszeitpunkt. Wobei Mängel, soweit erkennbar, in Abzug gebracht werden. Ein stärkerer Motor ist aber nicht automatisch ein Mangel, solange die Betriebsfähigkeit nicht eingeschränkt ist.Die ganze Diskussion macht aber auch die grundsätzliche Problematik einer Veränderung deutlich.Bei vielen Autos werden im Zuge einer Restauration z.B. Burgmann-Dichtstreifen an den Kurbelwellen durch Wellendichtringe (Simmerringe) ersetzt. 6 Volt gegen 12 Volt getauscht, Gürtelreifen statt Diagonal aufgezogen, oberflächenlackiertes Leder durch durchgefärbtes Leder nach DIN ersetzt, u.s.w.Wo fängt die Toleranz an und wo hört sie auf ? Ich denke die Grenzen sind hier mehr als fließend.Classic Data setzt seine Kenntnisse so weit ein wie es eben nur geht. Wir wollen und können uns nicht zum Scharfrichter machen, sondern lassen unsere "Szenenkenntnisse" in die Bewertung einfliessen.

" Original" - immer Wertwerhaltend ?

Verfasst: Mi 29. Aug 2001, 18:13
von Th. Dinter
Hi,Renault 52 spricht mir aus dem Herzen.Vergessen wurde bei den SSKL-Repliken noch die Nachfertigung von Motorblöcken nach "Originalspezifikation". Es ist schon i.O. wenn es für nicht mehr aufzutreibende Teile Nachfertigungen gibt.Aber nur um beim OGP mit einer SSKL-Replika gegen ein Bentley-Replika zu gewinnen, und dann fliegt der Replika-Motor 50 Meter hinter der Ziellinie auseinander.......mir wär´das peinlich, vor allem, wenn´s alle wissen. Interessanterweise taucht das Auto heute nicht mehr auf....grußthomas