Oldtimerrestauration in Polen

[arondeman]

Eigentlich bin ich ja auch kein besonderer Freund von dieser Ostwärtsverlagerung aus lauter falsch verstandener "Geiz-ist-Geil"-Mentalität, denn auch dort ist nicht alles Gold, was glänzt, und gesamtwirtschaftlich ist das auf die Dauer ein ziemlicher Bumerang. ABER:Oftmals spielt da noch mehr als nur der Preis als Ursache für diesen Trend hinein.Kleines Beispiel:Letztes Jahr beim internationalen Simca-Treffen in der nähe von Prag war einem der französischen Teilnehmer auf der Anreise der Auspuff unmittelbar am Ausgang aus dem Hauptschalldämpfer abgerissen. Reparatur aussichtslos, weil auch der Topf nicht mehr gerade so arg gesund war. Das Ganze spielte sich am Himmelfahrtsdonnerstag ab. Woher nun aber vor dem bevorstehenden Wochenende für einen Simca Aronde Plein Ciel Bj. 1960 einen passenden Schalldämpfer für die ca. 1200 km Rückfahrt auf eigener Achse nehmen?Wächst ja nicht mehr auf den Bäumen, schon gar nicht im ehemaligen Ostblock.Die Lösung des Problems à la Tschechei: Einer der Jungs vom tschechischen Simca-Club nahm den Besitzer am Freitag bei der Hand, man machte sich mit den Scherben des alten Auspuffs zu einem in erreichbarer Entfernung gelegenen Fahrzeug-Metallbaubetrieb auf, der sich offensichtlich auch mit Auspuffanlagen befasste. Kurz und gut: Freitags um 12 Uhr legte man dort die alte Anlage auf den Tisch und sagte "Mach mal!", um 18 Uhr konnte der Besitzer einen nach dem Muster des Altteils EINZELN nachgefertigten Hauptschalldämpfer samt angeschweißtem (langem und winklig sitzendem) Eingangsrohr) UND (über der Hinterachse im Bogen verlaufenden) Ausgangsrohr abholen. Kostenpunkt: 100 Euronen! Und das an einem Freitagnachmittag, wohlgemerkt!Nun weiß ich natürlich nichts über die Langzeithaltbarkeit des Teils, aber bis auf kleinere (und machbare) Korrekturen am Winkel des Eingangsrohrs passte die Sache bei der Montage und der Geräuschpegel war auch OK. Knackpunkt: Wo irgendwo in Deutschland (oder auch sonst in verwöhnten westlichen Industrielanden) bekommt man mit einem auch nur entfernt mit diesem Fall vergleichbaren Ansinnen freitags um 12 Uhr überhaupt noch die Tür aufgemacht, geschweige denn überhaupt noch irgendwo ein offenes Ohr ob besonderer Umstände oder Dringlichkeit usw.? Rührt da überhaupt einer noch irgendwas an oder jagt er einen gleich vom Hof??Kurz und gut: Auch wenn niemand in der Oldtimerrestaurierung solche Blitzaktionen verlangt, so sähe in Deutschland doch vieles anders aus im Handwerk (auch in dieser Branche), wenn die Arbeitseinstellung, das Investieren von etwas mehr Gehirnschmalz bei besonderen Arbeitssituationen und das "sich krummlegen für den Kunden" ab und zu ein bisschen andere Formen annähme als es heute allzuoft gang und gäbe ist (Musterbeispiel: die chronische Terminüberzieherei bei allzuvielen Motoreninstandsetzern, selbst wenn die Teile beigestellt werden).Also ab und zu auch mal an sich selbst arbeiten und runter vom hohen Handwerkerross, dann klappt's auch mit dem Kunden ...In diesem Sinne S.Beitrag geändert:25.04.07 11:13:01

[er ka]

Hallo Stephan,was Du hier schilderst ist der Alltag für Selbständige mit kleinem Betrieb und zwar von Montagmorgen bis Sonntagabend, das alles in Deutschland.Meinst Du vielleicht die Auftraggeber fragen danach wie man den Auftrag in der vorgebenen Zeit schaffen soll, die wollen Qualität, sofort, günstig und das morgen früh um 11 Uhr!Ich kenne viele Selbständige aus meinem Bekanntenkreis welchen es 7 Tage so in der Woche geht, 1000 mal pünktlich und korrekt geliefert, zum vereinbarten Preis (möglichst der vom Vorjahr) nur einmal bei der Anlieferung im Stau gestanden und schon heisst es der liefert unpünktlich.Die Servicewüste Deutschland rekrutiert sich aus Angestellten (unmotivierte, nicht alle!) und der Gewerkschaft mit ihren Forderungen.Im Radio (höre ich bei der Arbeit) kam soeben ein Bericht über das Thema Hitzefrei und Brückentage, wegen des schönen Wetters, noch Fragen? Wir haben erst April, was soll denn im Sommer los sein und wer wird da noch arbeiten?Ich fahre(immer da, nie weg)freundlich grüssender ka

[arondeman]

Brauchste mir nicht zu sagen, Ronald. Bin ja auch selbstständig (wenn auch formal nicht im produzierenden Gewerbe). Verbringe auch genug Abende mit Arbeitsnach- und -vorbereitung. Aber ich klage nicht, ich wollte es ja so ...Das Dumme ist bloß, dass man als PRIVATMENSCH (die wir ja hier in diesem Hobby und auch in unserem sonstigen Dasein als Auftraggeber für irgendwelche Handwerksleistungen z.B. rund ums Haus sind) trotzdem oft genug an die berühmten in puncto Arbeitsauffassung, Sorgfalt und Eingehen auf Kundenwünsche wenn schon nicht schwarzen, so doch SEEEEHR dunkelgrauen bis anthrazitfarbenen Schafe gerät. Nicht immer, aber leider zu oft, viel zu oft.Kennen wir doch alle, gib's zu. Was 100%ig anderes kann nur der sagen, der wirklich alles selbst machen kann oder für alles "jemand kennt".Ganz ehrlich, wenn ich mir überlege, was ich z.B. im Laufe der Jahre bei ETLICHEN verschiedenen renommierten und auch auf Oldtimermessen ungeniert Werbung treibenden Motoreninstandsetzern so alles erlebt habe, überlege auch ich, ob ich die nächsten Arbeiten nicht nach Frankreich "ausflagge". Wird zwar vom Arbeitslohn sicher nicht viel billiger, aber von der Arbeitseinstellung her zumindest auf'm Land in kleineren Werkstätten schon noch (positive "Testimonials" von Leuten vor Ort liegen vor).GrußS.

[BJ43]

Wer öfter mit Handwerkern zu tun hat, erlebt sein blaues Wunder. Termine werden nicht eingehalten, Arbeiten schlecht erledigt.Was spielt es da für eine Rolle, ob der der Betrieb von einem Meister geleitet wird oder nicht.Bei manchen hat man den Eindruck:Alles was mit Rechnung gemacht werden soll(muß), ist uninteressant.Dann Stundenlöhne jenseits von Gut und Böse.Da wundert man sich nicht, wenn Leute, die nicht auf Rechnungen angewiesen sind, sich Handwerker aus dem östlichen Ausland besorgen, würde ich auch machen, wenn nicht der Zwang zu Rechnungen bestünde.GrußBJ43

[ChevysMaster85]

Nach zwei Umbauten könnte ich über das deutsche Handwerk Lieder singen! Bei meinem Hausumbau hatte ich deutsche Handwerker, die mir einen Kostenvoranschlag gemacht haben, den keiner von ihnen engehalten hat. Die Begründung waren Kleinigkeiten, die sie zusätzlich erledigen sollten, die einen Mehraufwand von wenigen Stunden hatten, die aber den Preis verdoppelt haben! Die Arbeit war lieblos "hingeklotzt", die Leute sind gekommen wann sie wollten, ein "workflow" war absolut unmöglich zu organisieren. Die Krönung war der Elektriker, von dem ich später erfahren habe, das er bekannt dafür ist, das er mehere Leitern und Werkzeugkisten (mit Vorhängeschloss) hat, die er auf den Baustellen verteilt. Er nimmt jeden Auftrag an, stellt seine (beschriftete) Leiter und Werkzeugkiste auf der Baustelle ab und läst sich ewig nicht mehr blicken. Durch die abgestellte Leiter habe ich gedacht, naja, der wird schon kommen, hat ja seine Leiter und sein Werkzeug hier, das wird er ja mal brauchen....Fast parallel habe ich meinen neuen Laden renovieren lassen. Dieses Mal habe ich eine (in Deutschland ansässige) polnische Firma beauftragt. Sie waren mogens 10 Minuten vor dem Termin da, haben den Kostenvoranschlag nicht nur eingehalten, sondern Material, das sie billiger bekommen haben zu dem günstigeren Kurs an mich weitergegeben und als ich eine nicht vorhersehbare Arbeit von 3 Stunden bezahlen wollte hat der Chef nur abgewunken!Fazit: Kohle machen allein geht nicht, es müssen immer 2 zufriedene Parteien aus einem Geschäft gehen! Auf diese unmotivierten, unzuverlässigen HAndwerker habe ich jedenfalls keine Lust mehr!Ich bin auch selbstständig und wäre wenn ich nicht bestmöglichen Service bieten würde schon längst Pleite gegangen...Selbstständig = selbst ständig

[BJ43]

Chevy,ich frage immer(bei schlecht ausgeführten Arbeiten) ob sie auch mit Falschgeld zufrieden sind Habe auch schon Firmen aussortiert, die zwar gut gearbeitet haben, aber auf Teufel komm raus keine Termine einhalten können und das bei Aufträgen, die man wirklich nicht in den Bereich Kleingeld einsortieren kann.GrußBJ43Beitrag geändert:25.04.07 12:54:13

[er ka]

Zitat:Original erstellt von ChevysMaster85 am/um 25.04.07 12:44:23Ich bin auch selbstständig und wäre wenn ich nicht bestmöglichen Service bieten würde schon längst Pleite gegangen...Selbstständig = selbst ständigHallo Olaf,diesen Hinweis habe ich erwartet.Gablers Wirstchaftslexikon, Seite 1441 sagt aus Selbständig mit einmal st, aber im Zuge der verworrenen Rechschreibreform wird auch eine Schreibweise mit doppeltem st akzeptiert.Der Gegensatz eines Selbständigen ist übrigens der Abhängige, vielleicht auch mit der verworrenen Rechtschreibreform der Abhengige? Egal, ich bleibe dabei wie ich es gelernt habe, altes ist gut und bewährt , deshalb habe ich auch alte Autos. Ich fahre(einmal reicht)freundlich grüssender ka

[taunusschrauber]

Zitat:Original erstellt von er ka am/um 25.04.07 09:30:38Hallo erstmal,vorab, auch ich überlege ein Fahrzeug im Ausland restaurieren zu lassen.(nachdem du erfolgreich den ganzen weg durch die existenzgründung mit deinem betrieb usw gegangen bist ? also das versteh ich jetzt echt nicht,warum lässt du das nicht von deutschen firmen machen ? du unterstüzt also auch noch die osteuropäischen billigarbeiter die uns hier die arbeit weg nehmen ? und nicht weil sie es besser können,sondern weil sie von der eu nicht mit so vielen auflagen und gesetzen wie wir hier daran gehindert werden halbwegs vernünftige preise anbieten zu können)Zum Thema Meisterbriefe und Firmengründung, hier sei jedem angeraten sich VORHER schlau zu machen. Es gibt Existenzgründungsseminare bei der IHK und diese kann ich jedem nahe legen.(gab es in den 80er jahren nicht als ich angefangen habe)Es ist schon richtig über die Gesetze, Erlasse und Verordnungen einen Riegel vorzuschieben was Firmengründungen angeht, es geht teilweise um Sicherheit, Produkte usw. Es sind, wenn es auch manchem unsinnig erscheint, Regeln einzuhalten und diese erachte ich als wichtig, andere übrigens auch. Desweiteren kann nicht sein einen Betrieb, besonders im Handwerk ohne fundierte oder ausreichende Ausbildung zu gründen und zu betreiben. (stimmt,habe ich aber auch alles ohne meisterbrief)Auch ich habe mal einen Betrieb gegründet, Industrie und Handwerk sind bei mir verknüpft. Für die Gründung habe ich zuerst einen artfremden Industriemeister gemacht, weil mein Fachbereich nicht angeboten wurde, als es diesen gab den Industriemeister im Fachbereich nachgeholt und da ich Maschinenbau betreibe auch noch den Maschinenbaumeister im Handwerk, für den Bereich Elektrotechnik Lehrgänge usw.Seit Anbeginn der Tätigkeit geschult und geprüft im Wasserhaushaltsgesetz und zugelassener, überwachter Fachbetrieb.(wie finanziert man das alles wenn man nicht aus reichem haus stammt?) Zugehörig bin ich zur IHK und eingetragen in die Handwerksrolle. Somit sehe ich kaum eine Möglichkeit dass mir jemand etwas ans Zeug flicken kann. Klar, war ein langer Weg, aber auch ein sicherer Weg.(und sicher ein teuerer weg,wie bezahlt man das alles und wovon lebt man solange,wenn man wie zb. ich aus armen hause stammt?)Wozu ich das alles gemacht habe? Um Nassbearbeitungsmaschinen im Bereich der Fotochemischen Ätztechnik zu entwickeln und diese zu bauen. Ich bin der Überzeugung dass das ein angelernter Bäcker nicht hinbekommt, ganz davon zu schweigen ohne diesen Hintergrund der Ausbildung keine Aufträge an Land ziehen zukönnen.(niemand hat gesagt das ein bäcker motoren bauen soll,ich bin motorenbauer und hatte und hätte garantiert auch heute noch mehr als genug aufträge)Ist zwar alles nicht wichtig, aber ich musste es einfach mal loswerden, weil ich einen berechtigten Hintergrund bei Firmengründungen sehe. Also, liegt nicht alles am Staat und Gesetzen.(ist zwar nicht wichtig aber ich muss das einfach mal loswerden weil ich KEINEN berechtigten hintergrund bei firmengründung sehe.also, liegt alles am staat und den gesetzen die es verhindern und erschweren (das ein einfacher kleiner deutscher erfolgreich selbstständig arbeiten kann und darf,ein pole,tscheche oder russe darf das und wird von der eu UND VON DIR MIT DEINEM AUFTRAG AUCH NOCH UNTERSTÜTZT !)Ich fahre(selbständig)freundlich grüssender kadito

[arondeman]

Taunusschrauber, machst du nur Taunus-Motoren? Wenn das, was du sagst, nur halbwegs stimmt, dann glaube ich dir ja schon mal, dassa) du nicht mitten in den Bearbeitungsschritten eines zur Überholung angenommenen Motors plötzlich (d..h. nach deutlicher Überziehung eines zuvor zugesagten Liefertermins) deinem Kunden sagst, dass man jetzt eigentlich eh keine Zeit mehr für die weitere Abwicklung des Auftrags hat, weil man anderes zu tun hätte, und der Kunde doch seinen teilfertigen Motor wieder mitnehmen möchte,b) trotz mitgelieferter exakter Werkstattdaten auch nicht per Schleifmaß ein Kolbenlaufspiel herstellst, das gegenüber dem Sollwert erheblich zu gering ausfiel,c) du auch keinen überholten ,geschliffenen, gelagerten und teilmontierten Motorblock ablieferst, bei dem auf der Motorrückseite der Froststopfen fehlt, der gleichzeitig den Lagerdeckel des hinteren Nockenwellenlagers bildet, so dass der Blick des geneigten Kunden auf einen wunderhübschen, lustig rotierenden Nockenwellenstumpf fällt.Alles so geschehen (in den 90ern, also wie mag's dann heute aussehen?) bei nicht ganz unrenommierten Motoreninstandsetzern, die auf der Retro Classics allesamt als Mitglieder des "Verbands der baden-württembergischen Motoreninstandsetzer" (oder wie der Laden noch gleich heißt) firmierten. Ja ja, der Meisterbrief als Garant für gründliche, saubvere, gewissenhafte und kundennah zuverlässige Arbeit ... ja ja ...Viel Erfolg - in welcher Nische auch immer ...S.Beitrag geändert:25.04.07 16:25:23

[StevieP2]

Hey Stefan... schön, dass Du wieder hier bist und ein wenig schreibst !