Blinkergläser nachgiessen

[oliver_meier]

Halloin einer alten Oldtimer-Markt soll ein Bericht über das Abgiessen, also Nachfertigen von Blinkergläsern gewesen sein.Kann mir jemand sagen um welches Heft es sich handelt.Kann mir jemand das Abgiessverfahren erläutern.DankeOliver

[oldsbastel]

Das Heft kenne ich leider nicht. Das Herstellen der Form dürfte aber kein Problem sein. Die Form kannst du aus Gips, Wachs oder einem geeigneten Material herstellen. Du kannst auch das Glas mit Silikon ausgießen. Als Trennmittel funktioniert eigentlich Silikonöl recht gut.Schwieriger wird es sein, das Kunststoffgranulat zu bekommen.Ich habe einen Modellbaumeister an der Hand, der solche Sachen aus Spaß nach Feierabend macht. Bei Interesse kannst du mir eine Mail schicken. Du kannst ihn dann selbst fragen.

[dematerialisierer]

Keine Ahnung, welches Heft, aber so ein Abguss geht folgendermaßen: 1. Du brauchst ein Original.2. eine Vakuumgießanlage und einen Temperofen3. passendes Gießharz (kein so großes Problem, das gibts für alle möglichen Zwecke in verschiedenen Härten und Farben)4. Dann machst du eine Silikonform (spezielles Silikon, wenn du wen findest, der eine Vakuumgießanlage hat, bei der Kunststoff und Gummi verarbeitenden Fa. in der ich mal gearbeitet habe gabs das für Kleinserien von Kunststoffteilen, wird er dir das erklären können)Dazu wid das O-Teil mit einem Trennmittel benetzt und dann umgossen, wobei ein Angusskanal freibleibt.In der Vakuumgießanlage wird aus dem Silikon die Luft herausgesaugt.5. Nach dem Aushärten des Silikons wird der entstandene Silikonklotz in der Formtrennebene mit einem Skalpell aufgeschnitten und das O-Teil entnommen. Form fertig.6. In die fertige und wieder mit Klebeband zusammengehaltene Form kann jetzt in der Vakuumgießanlage Gießharz gegossen werden (2K). Auch diesem Harz wird nach dem Mischen in der Anlage die Luft entzogen, so dass bei korrekter Gestaltung der Form eigentlich keine Lufteinschlüsse im fertigen Abgussteil zu erwarten sind.7. Nach dem Aushärten wird die Form geöffnet und der Abguss entnommen.8. Der Abguss muss nach dem Aushärten nachgearbeitet werden.9. So eine Silikonform ist je nach Geometrie des Teils gut für 20-100 Gussteile. Danach sind die Weichmacher aus dem Silikon raus und es gibt nur noch Schrott.10. Um so eine Form herzustellen, benötigt man für, sagen wir ein nicht zu kompliziertes Blinkerglas in der Größe einer Zigarettenschachtel ungefähr einen Tag.11. Für einen Abguss ca. eine halbe Stunde.All das setzt unglaublich viel Equipment voraus und ist zuhause nicht zu bewerkstelligen, es sei denn, man hat eine Vakuumgießanlage und einen Temperofen.Hoffe trotzdem geholfen zu habenJochen

[arondeman]

Das Heft habe ich (muss heute abend zuhause nachschauen, welche Ausgabe es genau war - werde dann den Beitrag hier ergänzen). Bevor spitzfindige und paragraphenfixierte Leute (die es hier im Forum ja anscheinend reichlich gibt) jetzt gleich unvermeidlich den folgenden Einwand bringen, sage ich's gleich selber:Ein Problem ist dabei aber, dass Bauteile wie Lampengläser einer Bauartgenehmigung bedürfen (deswegen die Wellenlinie etc. in deutschen Gläsern). Selbstguss = Erlöschen dieser Bauartgenehmigung = schlimmstenfalls Erlöschen der Fahrzeugbetriebserlaubnis wegen Verwendung nicht bauartgenehmigter Bauteile.Ganz pragmatisch würde ich aber mal sagen: Lieber irgendwelche absolut nicht mehr aufzutreibenden Gläser ordentlich und unauffällig nachgießen (d.h. in Farbgebung, gleichmäßiger Einfärbung und Leuchtwirkung korrekt) als irgendwelche totalen Fremdteile dranbasteln. Es kommt natürlich immer auf den Einzelfall an, was man als "nicht mehr beschaffbar" bzw. "nicht originalgetreu" einstuft.Aber ich gehe sowieso mal nicht davon aus, dass Du Dir z.B. für einen extrem tiefergelegten und breitbereiften Rekord P1 die Rücklichtgläser in disco-grüner Durchfärbung (wie man es bei Disco-Golfs o.ä. sieht) nachgießen willst, oder?? Als Werkstoff für den Formenbau für solche Gießaktionen soll sich das Material bewährt haben, das Zahntechniker bei der Herstellung von Zahnersatz verwenden. Auch geeignete Kunststoffe für die eigentlichen Nachgussteile gibt es wohl in diesem Metier. Ein flüchtiger Bekannter (Zahntechniker) hat uns vor Jahren mal den Hupenknopf seines Oldtimers gezeigt, den er mit Material aus dem Dentallabor spaßeshalber nachgegossen hat. 1a Resultat!GrußStephan

[Dannoso]

Hallo,Paragraphen dürften doch kein Problem sein! Bei Autos die mit 07 bewegt werden ist das doch eh wurscht ob der TÜV das geprüft hat, oder? Und bei Autos die noch keine 07 (20Jahre) gibt es doch noch alles.Oder she ich das total falsch?Gruss

[Fiat Coupe]

Hallo zusammen,der Artikel steht in der OP 10/95. Auf Anfrage schicke ich gerne den Scan per Mail. Die Thematik hatten wir schon einmal unter /images/Forum2/HTML/002140.html diskutiert. Die von Jochen beschriebene Vorgehensweise hört sich am besten an. Aber wer hat schon eine Vakuumgießanlage und einen Temperofen in seiner Heimwerkstatt?Viele GrüßeJörg

[dematerialisierer]

Naja, kunststoffverarbeitende Betriebe gibts überall. Und sich drum zu kümmern, den Vorgang mitverfolgen zu können und anschließend vielleicht etliche Leute mit neuen Blinkergläsern beglücken zu können, das ist doch das Salz in der Suppe. Das sollte einem etwas Aufwand wert sein. Muss man halt mal ein paar Stunden telefonieren und sich umhören. Hat man aber da eine gute Connection aufgetan, eröffnen sich einem ungeahnte Möglichkeiten. Im Prototypenbau wird i.d.R. nicht gegeizt. Da gibts Technologien und Werkzeuge... Außerdem erweiterts den Horizont.Wenn das einem zu umständlich ist, muss er eben einfach Teile kaufen und Geld ausgeben. Dafür gibts ja bekanntlich alles, wenn man nur genug hinlegt. Eine Vakuumgießanlage müsste für ca. 30000 Euronen second hand zu kriegen sein, denke ich. Ein Temperofen evtl für ein paar hundert. Für den Hausgebrauch wohl zu teuer. Also suchen und schauen, welche Kaffekasse in welchem Betrieb eine Spritze brauchen kann.GrüßeJochen