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Motor auseinandernehmen: Dreck weghalten- aber wie?

Verfasst: Di 10. Jun 2003, 16:25
von elcroato
Hallo,ich habe vor, meinen 2.8 V6 aus einem Ford Granada komplett neu abzudichten: Ölwanne, Zylinderköpfe, Simmeringe, Ansaugbrücke,...: Das, was man halt so macht.Das einzige, wovor ich ein wenig Bammel habe, ist der Dreck, der automatisch damit verbunden ist. Ich kann leider keine idealen Laborbedingungen schaffen und kann auch nicht garantieren, das in einem unvorsichtigem Augenblick kleine Dreckkörner oder ähnliches auf die Zylinderlaufbahnen kommen. Das System ist noch zusammengebaut, aber wie sieht es aus, wenn ich neue Kolbenringe verbauen möchte. Wenn die Kolben erstmal raus sind, kann ja alles mögliche drauf!!Wie kann ich also solches vermeiden? Wie macht Ihr das, das z.B. bei einem Zylinderkopfdichtungs- Wechsel kein Schmutz in die Brennräume gelangen oder habt Ihr entweder optimale Bedingungen oder macht es erst garnicht???Würde mich über ein paar Tipps freuen, da ich drei Wochen Urlaub habe und in dieser Zeit gerne was am Motor machen würde ...Gruß, Tomas

Motor auseinandernehmen: Dreck weghalten- aber wie?

Verfasst: Di 10. Jun 2003, 18:49
von ford64
"Wir müssen es erstmal richtig saubermachen, dann dichten wir es neu ab" Dennis Wilson in "two lane blacktop", USA 1971Wenn es nicht nur um die Dichtungen geht, sondern tatsächlich Kolben, Pleuel und Kurbelwelle ausgebaut werden, empfiehlt es sich soweiso, den gesamten Motor auszubauen. Auf einem Motorständer in einer Werkstatt oder sauberen Garage lässt sich das durchaus realisieren - ungeschützte Metalloberflächen wie Zylinderlaufbahnen werden mit WD40, Ballistol o.ä. gegen Flugrost eingesprüht, danach wird über den Motor ein Plastikbeutel, ein gelber Sack (ich meine die Müllbeutel, keine Japaner) o.ä. übergestülpt.Kolben und Pleuel werden vor dem Einbau nochmal mit Bremsenreiniger und Druckluft saubergeblasen, bevor sie mit den vorgegebenen Schmierstoffen montiert werden.Kopfdichtungswechsel sind auch bei eingebautem Motor möglich, ich würde vorher allerdings für eine relativ saubere und staubfreie Atmosphäre sorgen.Also den Motorraum erstmal nass auswischen, mit Entfetter, Motorenreiniger oder Spülmittel nachputzen und alles abspülen. Dabei die ökologischen Aspekte nicht ausser Acht lassen - Anzeigen wegen Abwasserverschmutzung sind in der Regel recht kostspielige Angelegentheiten.Genauso wichtig: Bei der Putzaktion elektronische Bauteile und den Vergaser möglichst vor Wasserkontakt schützen.Solange an offenen Motoren herumhantiert wird, empfiehlt es sich, die gefährdeten Öffnungen (z.B. lifter valley bei deinem V-Motor) abzudecken, mit einem fusselfreien Baumwolltuch beispielsweise. Das ist besonders wichtig wenn du alte Dichtungsreste abschabst - die sollten möglichst nicht in den Motor gelangen.Auch die Ansaugöffnungen und den Vergaserflansch der Ansaugbrücke kann man vor hineinfallenden Kleinteilen (Schrauben, Muttern) durch abkleben mit Kreppband schützen.

Motor auseinandernehmen: Dreck weghalten- aber wie?

Verfasst: Di 10. Jun 2003, 19:10
von elcroato
Hallo "ford 64",das habe ich Trottel natürlich nicht erwähnt: Der Motor liegt schon ausgebaut auf einer Euro-Palette, Ansaugbrücke und Vergaser sind schon runter, genauso wie die Wasserpumpe, der Steuerdeckel und der Verteiler. Dran sind die Steuerräder und das Getriebe, die Zylinderköpfe und untenrum halt noch die Wanne. Es ist bis jetzt alles abgedeckt worden. Ich wollte halt bald richtig anfangen, also Köpfe usw. runter. Was mache ich aber, wenn ich trotz aller Tücher usw. was drinnen habe? Einfach auspusten und mit dem Tuch nachputzen? Es ist mein erster Motor, den ich komplett zerlegen möchte/werde. Ansaugbrückendichtung usw. hab ich schon mal gemacht, das soll aber mein "Lehrstück" fürs Ego werden, deswegen möchte ich vorher alle Gefahren abschätzen können ... Gruß, Tomas

Motor auseinandernehmen: Dreck weghalten- aber wie?

Verfasst: Di 10. Jun 2003, 21:09
von AlexS
Hallo elcroato,also ich gehe immer wie folgt vor:- zu aller erst wasche ich den Motor so gut es geht mit einem Dampfstrahler. Wo weniger Dreck dran ist, kann auch weniger Dreck hineinfallen. Geht natürlich leichter wenn der Motor noch eingebaut ist. Im ausgebauten Zustand wirds schwierig. - beide Ventildeckel runter und die alte/n Deckeldichtung/en (soweit ich noch weiß waren die bei Ford früher aus Kork und meistens ziemlich "festgebacken") entfernen. Die Dichtflächen wenn nötig mit 80er oder 120er Schleifpapier reinigen. Wenn Dreck in die Ventildeckeln gelangen sollte (zwangsläufig) so reinige ich die mit Bremsenreiniger bis alles wieder glänzt. Mit einem sauberen Lappen abdecken und beiseite legen.- als nächstes die Kipphebelwellen abschrauben, alle Stößelstangen entnehmen und wieder mit Bremsenreiniger so gut wie möglich reinigen, mit z.B. WD 40 "konservieren" und wieder in einem sauberen Lappen beiseite legen.- beide Zylinderköpfe abnehmen und deren Zustand begutachten. Hier mache ich meistens nichts weiter selber (außer vielleicht die Ventile entnehmen). Ich lasse nämlich bei der Gelegenheit die Zylinderkopfdichtfläche/n bei einem Motoreninstandsetzer planen (meiner Meinung nach immer ratsam). Somit sind die "von Haus aus" wieder plank und sauber - zudem werden bei einem guten Instandsetzer die Köpfe anschließend auch gleich in einer Teilewaschmaschine komplett gereinigt. (Bei der Gelegenheit auch gleich die Ventilschaftdichtungen wechseln, die Ventilsitze und -führungen kontrollieren).- Wenn der Motor dann komplett ausgebaut ist und alle Nebenaggregate abgeschraubt sind nehme ich mir als nächstes die Ölwanne vor. Gleiches Spiel wie bei den Ventildeckeln . Abschrauben, Dichflächen mit Bremsenreiniger saubermachen und mit einem Lappen zugedeckt beiseite legen. Ölpumpe abschrauben, Sieb (wenn möglich) entfernen, alles wieder mit Bremsenreiniger saubermachen, in einen sauberen Lappen einpacken und ebenfalls beiseite legen.- Wasserpumpe abschrauben, Dichtflächen reinigen und überlegen, ob man nicht bei der Gelegenheit eine neue Pumpe einbaut. Beim Thermostat das gleiche.- Als letztes den Nockenwellendeckel entfernen , die Dichtfläche wieder saubermachen (evtl. mit Schleifpapier reinigen...) und Nockenwelle samt Stirnrad entnehmen. Stirnrad auf Verschleiß überprüfen (großer Schwachpunkt bei den alten Ford !) und Nockenwelle mit Bremsenreinger saubermachen, mit Öl benetzen und in einem sauberen Lappen wieder beiseite legen.Als "Rest" bleibt jetzt nur noch der Block mit den Kolben, Pleuel und der Kurbelwelle. Ob Du hier was machen willst/mußt, mußt Du selbst entscheiden. Ich würde ansonsten nur alles wieder so gut es geht mit Lappen und Bremsenreinger saubermachen, mit einer Ölkanne und normalen Motoröl alle Lagerstellen einölen.Jetzt kann die ganze Prozedur wieder rückwärts angegangen werden wobei ich erst kurz bevor ich die jeweilige Dichtung auf die entsprechende Dichtfläche lege, die Dichtfläche nochmal mit einem sauberen Lappen (getränkt mit Bremsenreiniger) reinige.Bleibt abschließend noch zu sagen, daß sich das alles vielleicht viel schlimmer anhört, als es in Wirklichkeit ist. Es ist natürlich schon so, daß man immer so sauber wie möglich arbeiten sollte - aber einen Operationsraum habe ich aus meiner Werkstatt noch nie gemacht (und die Motoren laufen heute noch).Hoffe ein wenig geholfen zu haben.Bei Fragen einfach nochmal melden. Vielleicht hat der ein oder andere hier im Forum noch einen heißen Tip, was man noch besser machen könnte (...ich weiß auch nicht alles...)Schöne GrüßeAlexSPS: Bitte bei der oben beschriebenen Vorgehensweise mich nicht "festnageln". Es ist schon ein paar Jährchen her wann ich das letzte Mal einen Ford-Motor in den Finger hatte...

Motor auseinandernehmen: Dreck weghalten- aber wie?

Verfasst: Di 10. Jun 2003, 21:23
von arondeman
Da Du konkret nach dem Wechsel der Zylinderkopfdichtung und dem Problem des Schmutzes in den Zylindern fragst, folgender jahrzehntealter Trick hierzu:Wenn der Zylinderkopf runter ist und Du nicht gleich die Kolben ausbauen, aber z.B. den Dreck (Ölkohle) auf dem Kolbenboden entfernen willst, dann als Tip folgendes:Stell den Kolben auf OT und schmiere über den Rand (Spalt) zwischen Kolben und Zylinder eine dünne Schicht Abschmierfett. Etwaige Dreck-, Staub- und Ölkohlekrümelchen werden dann in diesem Fettwulst zurückgehalten. Nach getaner Arbeit dann den Kolben ganz langsam nach unten bewegen (durch Drehen der Kurbelwelle) und die Fettreste (samt Schmutzkrümel) mit einem weichen Lappen von der Laufflächenoberkante entfernen. GrußStephan

Motor auseinandernehmen: Dreck weghalten- aber wie?

Verfasst: Mi 11. Jun 2003, 00:55
von elcroato
Hi Alex,ich habe den Motor verhältnismässig günstig gekauft. Motorlaufleistung ist zwar angegeben worden, jedoch setze ich da nichts drauf, erst recht, wenn ich die ganzen Fettablagerungen aussen am Motor sehe. Ein 100 Tkm -Motor ist es bis jetzt eher nicht, das Innenleben hab ich ja noch nicht gesehen.Einen intakten Motor würde ich auch nicht komplett auseinandernehmen, aber ich habe den Motor ausgebaut gekauft. Allein Vergaser und Brücke waren das Geld wert, also ganz blind habe ich ihn nicht gekauft.Da ich aber keine zeitnot habe, wird wohl alles auf ein auseinandernehmen hinauslaufen ...Gruß, TomasPS: Fährst Du noch/ auch Ford?

Motor auseinandernehmen: Dreck weghalten- aber wie?

Verfasst: Mi 11. Jun 2003, 08:09
von elcroato
Hallo Stephan und Alex,vielen Dank für die Tipps. Ich werde die nächsten Tage mal sehen, das ich alle Dichtungen beisammen kriege und werde dann langsam anfangen.Den Trick mit dem Fett werde ich mal ausprobieren. Ich hab halt nur ein wenig Bammel, wenn es um Kolben und Kurbelwelle geht. Der Verstand sagt mir, das ich die Sachen auseinanderbauen sollte, wenn ich den Motor schon soweit auseinandergebaut da liegen habe.Das Gefühl sagt mir eher das Gegenteil. Mal sehen. Es ist zum Glück nur ein "Ersatzmotor", der, wenn ich es denn verbocken sollte, nicht in einem Motorraum fehlt.Wie sieht es mit dem Block-waschen aus. Ist da der alte Kaltreiniger immer noch die beste Wahl für alte Ölspuren auf dem Block oder könnte man da auch zu einem Instandsetzer den (dann vielleicht) Motorblock ohne Kolben usw. hinbringen und kurz in deren "Wäsche" mitgeben ??? Machen die wohl sowas?Dankbarer Gruß, Tomas@ Alex: Die Wasserpumpe und Schaftdichtungen werden natürlich gemacht. Die Ventildeckel und das Stirnradgehäuse sind zum Strahlen. Mein Problem war halt nur der Ablauf ab Zylinderkopfabnahme. Aber bis auf das Planen hatte ich es auch so vor ...

Motor auseinandernehmen: Dreck weghalten- aber wie?

Verfasst: Mi 11. Jun 2003, 08:40
von AlexS
Hallo Tomas,das mit dem "komplett auseinandernehmen" ist immer so eine Sache. Wenn ich die Geschichte von dem Motor kenne (Laufleistung, Laufverhalten, etc.) und der Motor noch keine 100000km drauf hat und vorher alles (mechanisch) in Ordnung war, würde ich höchstwahrscheinlich alles so lassen - ohne ihn weiter zu zerlegen. Nur außen sauber machen (mit Kaltreiniger ist nicht schlecht), alle Dichtflächen wieder penibelst reinigen , evtl. den Block noch schwarz anmalen und gut. Wenn man zudem noch die Honspuren in den Zylinderlaufbahnen sieht und die Kolben in den Zylinder kein übermäßiges Spiel aufweisen, kann eigentlich nichts schiefgehen. Zur Not mit dem Block unterm Arm beim Motoreninstandsetzer mal vorstellig werden und dem seine Meinung einholen.Wenn aber auch nur der kleinste Zweifel besteht, dann würde ich alles rauswerfen (Kolben mit Ringen, alle Lagerschalen, etc.) und alles neu machen. So "billig" kommt man schließlich nie wieder an die Teile. Zudem ist dann bestimmt für längere Zeit Ruh. Sollte er dann eh komplett zerlegt werden, ist es sicher auch kein Problem den Block in der Teilewaschmaschine beim Instandsetzer zu waschen. Das Reinigen geht meiner Meinung nach so am besten und effektivsten. Schöne GrüßeAlexSPS: Das mit dem Fett zwischen Zylinder und Kolben ist nicht schlecht. Da hätte ich auch selber drauf kommen können...

Motor auseinandernehmen: Dreck weghalten- aber wie?

Verfasst: Mi 11. Jun 2003, 23:52
von AlexS
Servus Tomas,nein ich fahre (leider) keinen Ford mehr. Hatte kurze Zeit mal einen 2.3er Granada Modell 78 mit der GL - Ausstattung (Mittelarmlehne vorne, Holzimitat, Servo, etc.). War ein richtig (sorry) geiles Auto mit viel Platz und weichem Fahrwerk. War sehr schön mit ihm zu fahren - wenn da nicht die liebe Bundeswehr gekommen wäre (Spritkosten, etc)...Nach dem Bund hatte ich einen Taunus Modell 82 von meinen Eltern übernommen. Wieder mit GL-Ausstattung. Hatte unter anderem auch Automatik gepaart mit der kleinen 1.6er 72PS-Maschine. War zwar für außenstehende ein lahme Kiste ("...rollende Verkehrsbehinderung...") aber mit ihm habe ich eigentlich so richtig das Autofahren gelernt. Das schöne, ruhige, vorausschauende "cruisen" auf der Landstraße habe ich so richtig genossen. Ein Grund warum ich heute noch Automatik fahre. Er war zudem sehr billig im Unterhalt (es ging einfach nichts kaputt, Spritverbrauch um die 8-9 Liter). Wenn da nicht das Thema mit dem Rost gewesen wäre...Meiner Meinung nach waren die Taunus und Granada die letzten "echten" Ford (und Autos), die Ford damals noch gebaut hatte. Danach kam für mich nur noch Schrott von denen (Sierra, Scorpio) !!Jetzt habe ich einen 124er Benz (natürlich mit Automatik) als Alltagsauto und einen 100er Audi (C1) Modell 71 als Oldie (ebenfalls mit Automatik). Manchmal wäre ich der Versuchung beinahe erlegen mir wieder einen Taunus zu holen. Noch bekommt man sie vergleichsweise billig und mit ein bißchen schauen auch in gutem Zustand. Aber noch mehr Autos unterhalten geht halt auch nicht (leider !!).So, aber jetzt genug mit der Schwärmerei !Wünsch Dir weiterhin viel Erfolg bei Deiner Motorinstandsetzung - wird schon klappen.Schöne GrüßeAlex