Zylinderkopfdichtung selbst anfertigen?

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schnappi
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Zylinderkopfdichtung selbst anfertigen?

Beitrag von schnappi » Do 15. Sep 2005, 23:07

Ich bitte an dieser Stelle mal um Eure Erfahrungen: kann man eine Zylinderkopfdichtung für einen luftgekühlten 175ccm Einzylinder-Zweitaktmotor (Zylinder Grauguss, Kopf Leichtmetall) irgendwie selbst anfertigen?Ich habe schon verschiedene Sachen probiert, z.T. mit vorübergehendem Erfolg.Die Originaldichtung, die kaum noch zu bekommen ist, war aus dem bekannten Mix feines Drahtgewebe mit Asbestfilz gefertigt und ca. 1mm dick.Kupferblech? Aluminiumblech?Hat jemand einen guten Tipp für mich?GrüßeSchnappi

schnappi
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Zylinderkopfdichtung selbst anfertigen?

Beitrag von schnappi » Fr 16. Sep 2005, 00:51

An Aluminiumblech hatte ich auch schon gedacht, man müsste es weich "glühen". Aber Carl Hertweck rät in seinem Standardwerk "Besser machen" davon ab, denn weiches Alu soll mit der Zeit "kriechen", wodurch die Kopfschrauben ihre Vorspannung verlieren sollen.Hm, vielleicht eine Frage der richtigen Legierung.Vielleicht ist Kupferblech tatsächlich besser geeignet als Alu.Mal sehen, vielleicht kommen noch ein paar Tipps dazu?Danke schonmalsagtSchnappimit seinemz.Zt. dichtungslosen Sachs 175 SM55

Karl Eder
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Zylinderkopfdichtung selbst anfertigen?

Beitrag von Karl Eder » Fr 16. Sep 2005, 08:08

Hallo,wenn beide Dichtflächen plan sind (also keine Zentrierstufe oder ähnliches aufweisen) sollte eine Kopfdichtung zum Brennraum hin ein sog. Bördel (Metallrand) haben. Wenn man über geeignetes Material verfügt, kann man das auch selber machen. Es gibt aber auch Firmen die jede Dichtung lt. Muster oder Zeichung herstellen (ist nicht so arg teuer und es hält).

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oldsbastel
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Zylinderkopfdichtung selbst anfertigen?

Beitrag von oldsbastel » Fr 16. Sep 2005, 09:49

Wir haben bei den 50ern Kopfichtungen aus weichem bzw. Rein-Alu angefertigt. Das hat immer gehalten. Selbst normale Alufolie hat funktioniert.Kupferblech sollte aber eigentlich auch funktionieren Nur würde ich es vorher mit einem Brenner nochmal weichglühen.Bei einem Mehrzylindermotor würde ich aber wohl auch versuchen, mir eine Dichtung anfertigen zu lassen.[Diese Nachricht wurde von oldsbastel am 16. September 2005 editiert.]

arondeman
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Zylinderkopfdichtung selbst anfertigen?

Beitrag von arondeman » Fr 16. Sep 2005, 13:16

Kupferblech wurde nicht nur bei Hertweck empfohlen, sondern auch anderswo.Ich weiß allerdings nicht, ob eine Kupferblechdichtung dort zufriedenstellenden Ersatz bringt, wo serienmäßig eine armierte Asbestgewerbedichtung vorgesehen war (es gab ja auch kleinere Motoren, da war schon die Seriendichtung nur aus einem Kupfermaterial. Da mag Selbststanzen aus Tafelblech problemloser sein).Und wenn du es mal mit dem Versuch einer Nachfertigung probierst? Hol doch z.B. mal Preise bei Dichtungen-Schwarz in Großhabersdorf bei Nürnberg ein (keine Schleichwerbung - nur scheinen die eher als manche anderen Leute auf solche Kleinststückzahlen eingestellt zu sein). Es müssten sich doch noch ein paar Mitstreiter finden lassen, damit es sich preislich rechnet.Einer aus meinen Simca-Kreisen, der partout nicht darauf warten wolte, dass man sich mal auf Teilemärkten für ihn umschaut (na ja, selbst schuld ...), lässt sich jetzt die Kopfdichtung (VIERZYLINDER, wassergekühlt - also garantiert VIEL aufwendiger als eine Einzylinder-Motorraddichtung) für rund 70 EUR (so das Preisangebot) EINZELN anfertigen (weiß aber nicht bei wem). Da sollte doch bei einer Einzylinderdichtung und mehreren Exemplaren noch luft nach unten im Stückpreis drin sein. Viel Erfolg!GrußS.

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Beitrag von ID19 » Fr 16. Sep 2005, 13:23

Hallo Schnappi,um welches Motorrad handelt es sich denn?GrüßeMartin

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Beitrag von oldsbastel » Fr 16. Sep 2005, 13:25

Zitat:Original erstellt von schnappi:Hm, vielleicht eine Frage der richtigen Legierung.Mit Sicherheit. Bei unseren 50ern hatt es vielleicht auch deshalb gehalten, weil die Zylinder eh nie lange drauf waren. Es galt ja schließlich, die Kisten irgendwie auf akzeptable Geschwindigkeiten zu bringen ... Alulegierungen mit höherem E-Modul und höherer Zug-/Druckfestigkeit sollten eigentlich auch funktionieren. Die (verstärkenden) Metallränder an Originaldichtungen bestehen in der Regel auch aus Alu.Neben den Drücken dürfte am Kopf auch die Temperatur das größte Problem sein. Deshalb gibt es mit Papier Schwierigkeiten. Die Dichtungsmaterialien, die für Kopfdichtungen verwendet werden, besitzen in der Mitte meist auch eine Lage Aluminium.[Diese Nachricht wurde von oldsbastel am 16. September 2005 editiert.]

Karl Eder
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Zylinderkopfdichtung selbst anfertigen?

Beitrag von Karl Eder » Fr 16. Sep 2005, 15:24

Hallo,eine Dichtung aus reinem Metallblech (egal ob Cu oder Al) setzt extrem ebene Dichtflächen oder einen schmalen Dichtrand (keine durchgehende Fläche) voraus.Dichtungen (Einzelstücke) fertigt z.B.: http://www.roisl.at

schnappi
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Zylinderkopfdichtung selbst anfertigen?

Beitrag von schnappi » Fr 16. Sep 2005, 23:26

Danke nochmal für die vielen Tipps.Mein Maschinchen ist eine Rabeneick GD175 von 1954. Sie hatte anfangs einen 150ccm Sachs (SM51), der jedoch irgendwann mit Pleuelabriß (Alu-Pleuel) aushauchte. Deshalb hatte die Maschine keinen Motor mehr eingebaut, als ich sie 1977 für 25.- DM kaufte. Ich war Schüler damals und mehr an einem billigen fahrbaren Untersatz interessiert, als an einer originalgetreuen Restaurierung eines Motorrad-Oldtimers. An Stelle des 150er Motors fand ich als Ersatz im Nachbarort einen 175er, den ich dann 10 Jahre und 50.000 km im Alltagsbetrieb fuhr. Leider habe ich in der Zeit aus praktischen Erfordernissen auch vieles daran verändert, was ich heute gerne rückgängig machen würde (Elektrik, Felgen/Reifen, Rücklicht, etc.). 1987 legte ich sie still und stieg auf etwas Größeres um, aber jetzt ist die Zeit gekommen, sie wiederzuerwecken. Der Zylinder ist bereits ausgeschliffen und ein Übermaßkolben eingepaßt, der Kurbeltrieb noch soweit OK, nur die blöde Kopfdichtung ist hinüber, sie zerbröselte beim Ausbau. Es gab verschiedene Evolutionsstufen beim Sachs 175. Ich habe die im Motorrad relativ seltene Variante "SM55" mit Flachkolben und Umkehrspülung, gebaut ab Mitte 1955. Das Lochbild der Kopfdichtung vom älteren Modelljahr stimmt leider nicht exakt überein. Diese Motoren wurden nur noch in sehr geringen Stückzahlen gebaut, weil der Motorradmarkt in Deutschland nach 1955 stark einbrach. Der Motor wurde jedoch in sehr ähnlicher Ausführung (Kühlgebläse und 12V Dynastart sowie Rückwärtsgetriebe) aber auch in Mobile wie den Messerschmitt KaRo oder das Fuldamobil eingebaut, nur leider mit Bohrung 65mm, also als 200ccm Variante.Ich denke, ich werde mal bei der Dichtungsfirma anfragen.Wenn das nix bringt oder zu teuer ist, dann probiere ich die Kupfer-Variante.Viele Grüßeund nochmals DankeSchnappi

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Zylinderkopfdichtung selbst anfertigen?

Beitrag von Buckeltaunus » Mo 10. Okt 2005, 16:33

Hallo,ich habe an meiner 250er OSL und an der 500er Konsul (Beides NSU aus den frühen 50ern) Kupferdichtungen selbst hergestellt (Dachdecker nach reststücken gefragt). Keine Probleme damit seit Jahren, und die Kupferdichtungen kann man nach einer Demontage weichglühen und wiederverwenden. Prima ist es besonders bei der Konsul die viel mit thermischen Problemen zu tun hatte. Mit der Kupferdichtung geht die Wäreme vom Zylinderkopf auch besser in den Zylinder und den gesamten Motorblock, einschließlich Primärkettenkasten - keine Probleme mehr mit der Thermik! Ist auch klar, die normale Dichtung isoliert regelrecht und die Wärme kann lediglich über die Stehbolzen weitergegeben werden...Liebe GrüßeBuckeltaunus

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